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Gröhe, Laumann und Westerfellhaus – Trickser auf dünnem Eis

14. März 2016  Die Eckpunkte zur generalistischen Pflegeausbildung und die Diskussionen auf der Messe Altenpflege in Hannover sowie beim Deutschen Pflegetag in Berlin zeigen: Die Bundesregierung betreibt eine gefährliche Politik zulasten der Altenpflege

 

Keine Frage: Der Beruf der Altenpflege muss weiter an Attraktivität und Qualität gewinnen. Die rasant steigende Zahl der Pflegebedürftigen und ihre komplexer werdende  Versorgung erfordern das. Ebenso unbestritten ist aber auch, dass eine Ausbildung in der Altenpflege für junge Menschen ganz offensichtlich attraktiv ist, steigen doch die Ausbildungszahlen seit Jahren erfreulich an. Andere Berufssparten haben da im Vergleich beim Nachwuchs ihre liebe Not. Auch auf der zentralen Messe Altenpflege in Hannover und beim Deutschen Pflegetag in Berlin war davon sehr viel die Rede, plant doch die Bundesregierung bei der Ausbildung eine Revolution, bei der die Sorge groß ist, dass diese Revolution buchstäblich ihre Kinder frisst.

Ohne Rücksicht wollen Gesundheitsminister Gröhe, sein Staatssekretär Laumann und Familienministerin Schwesig ein Gesetz zur generalistischen Pflegeausbildung durchpeitschen, das viele Risiken birgt, das am Ende mehr Schaden als Nutzen in der Altenpflege anrichten wird. Beklatscht wird dieses Trio Infernale vom Pflegekammer beseelten Präsidenten des Deutschen Pflegerates, Andreas Westerfellhaus, in dessen Dachverband die Altenpflege unterrepräsentiert ist, der aber verbal eine Bugwelle auftürmt, dass man meinen könnte, er sei Deutschlands Pflegepapst. Potemkinsches Dorf nennt man das auch.

 

Diese vier Akteure tun so, als ob ,,die Pflegenden voll hinter dieser Reform stehen“, wie es Gröhe und Westerfellhaus in einem gemeinsamen Interview in einer Stuttgarter Tageszeitung jetzt dreist formulierten. Dazu Friedhelm Fiedler, Vizepräsident des Arbeitgeberverbandes Pflege: ,,Dies ist eine Verdrehung der Wahrheit. Die privaten Altenpflegeanbieter stellen über 60 Prozent der ambulanten und 40 Prozent der stationären Pflege. Und dort wird bei der weit überwiegenden Mehrheit dieser Pflegeunternehmen und der bei ihnen  beschäftigten Pflegekräfte das Thema Generalistik, – also die Zusammenlegung der drei Ausbildungsberufe Kinderkranken-, Krankenhaus- und Altenpflege – absolut kritisch gesehen. Von Herrn Gröhe und Verbündeten wird getrickst, getäuscht und getarnt, was nur zeigt, auf welch dünnem Eis sich diese Truppe bewegt. Das vorgelegte Eckpunktepapier für eine neue Ausbildungs- und Prüfverordnung lässt zudem viele Fragen offen und belegt: Die Altenpflege wird zum Stiefkind der Pflege in Deutschland gemacht.“

Das wachsende Bündnis für Altenpflege, bei dem auch der Arbeitgeberverband Pflege Mitglied ist und die vielen, vielen Unterschriftensammlungen gegen die Generalistik zeigen beeindruckend: Herr Gröhe befindet sich auf dem Holzweg. Zudem hat sein Ministerium viele wichtige Schulaufgaben noch immer nicht gemacht. Dazu Fiedler: ,,Die Kinder- und Jugendärzte schlagen Alarm, weil sie ihre spezialisierte Kinderpflege behalten wollen. Und es gibt auch etliche kritische Stimmen aus kirchlichen Multi-Konzernen, die mit Pflege zu tun haben. Vieles bleibt auch nach Vorlage des Eckpunktepapiers nebulös. Nur eines ist klar: Die Praxisstunden in der Ausbildung beim einstellenden Träger werden von 2500 auf 1300 reduziert und damit fast halbiert. Ein Unding. Und es mangelt nach wie vor an einer nachvollziehbaren Kostenkalkulation, die realistisch und detailliert die Mehraufwendungen beschreibt. Zudem fehlt eine fundierte Risikofolgenabschätzung. Am Ende sind die Pflegeunternehmen die Dummen der Reform, auch weil dann die Ausbildungszahlen aufgrund der Einheitssoße Generalistik  zurückgehen werden. Vom zusätzlichen teuren und komplizierten Organisationsaufwand durch die neue aufwändige Einsatzsteuerung der Pflege-Azubis bei einer generalistischen Ausbildung ganz zu schweigen. Da kommt ein großer Azubi-Wanderzirkus auf uns zu. Zudem wächst bei den privaten Pflegeanbietern, die rund 50 Prozent aller Pflegeunternehmen stellen, der Verdacht, dass Hauptschüler es in Zukunft immer schwerer haben werden, eine examinierte Pflegeausbildung zu absolvieren. Wir brauchen aber auch gute Hauptschüler für die Pflege.“ ,,Politiker“, so Fiedler weiter, ,,können am Ende in aller Regel nicht wirklich zur Verantwortung gezogen werden, wenn sie Murks fabrizieren. Unternehmen schon, tragen sie doch letztlich die volle finanzielle und personelle Verantwortung in einem Unternehmen. Deswegen Nein zu einer unausgegorenen Generalistik in der Pflegeausbildung.“

 

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