25. Oktober 2013 ++ nur knapp 6 % aller in Schleswig-Holstein tätigen Pflegekräfte waren beteiligt ++
Die schleswig-holsteinische Sozialministerin Kristin Alheit hat am gestrigen Donnerstag in Kiel die Ergebnisse einer Umfrage zur Gründung einer Pflegekammer veröffentlichen lassen. Die ermittelten 51 Prozent an Zustimmung wertet die Ministerin als „absolute Mehrheit“. Thomas Greiner, Präsident des Arbeitgeberverband Pflege, dazu heute in Berlin:
„Man glaubt an einen April-Scherz im Oktober, wenn die schleswig-holsteinische Sozialministerin Kristin Alheit dieses lächerliche Ergebnis von einem Prozent über Gleichstand als „absolute Mehrheit“ wertet. Dies besonders vor dem Hintergrund, dass mit 1170 examinierten Beschäftigten nur 6,0 Prozent aller in Schleswig-Holstein tätigen Pflegekräfte befragt wurden. Eine glaubwürdige Mehrheit pro Pflegekammer sieht anders aus“. Bereits im Vorfeld der Veröffentlichungen hatte es von verschiedenen Verbänden scharfe Kritik an der Art der Befragung gegeben, da Rechte aus dem Betriebsverfassungsschutzgesetz und des Datenschutz nicht eingehalten wurden.
Die 1170 Befragten, von insgesamt über 20.000 Beschäftigen in der Pflege, könnten nicht die Meinung von 100 Prozent widerspiegeln, die in Schleswig-Holstein täglichen mit viel Engagement Dienst am Menschen leisten. Ein faires demokratisches Quorum, wie es unabdingbar für eine Befragung sei, habe das Verfahren nicht vorgesehen. Statt dessen würde getrickst. Schon heute würden alle Pflegenden, ganz gleich ob in stationären Senioreneinrichtungen, bei ambulanten Pflegediensten oder in Krankenhäusern beschäftigt, mit Dokumentationsarbeiten überfrachtet und am Gängelband von Behörden geführt. Eine Pflegekammer könne weder die Qualität in Pflegeeinrichtungen, noch die Entlohnung der Pflegekräfte regeln. Diese wichtigen Aufgaben würden längst durch Gewerkschaften, Berufsverbände, den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) und durch die Heimaufsichten wahrgenommen.
In Rheinland-Pfalz hatte sich zu Beginn dieses Jahres in einer methodisch anderen Form der Befragung die Mehrheit der Pflegekräfte gegen eine Verkammerung ausgesprochen. Nur 15 Prozent aller rheinland-pfälzischen Fachkräfte hatte sich an der Befragung beteiligt. „Die Errichtung einer Pflegekammer bedeutete eine Ausweitung der ohnehin schon überbordenden Bürokratie, eine Zwangsmitgliedschaft für jede Pflegekraft, die Zahlung von happigen Zwangsbeiträgen und zusätzliche Zwangskontrollen“, so Greiner.
Weil ein kleiner Teil verbandlich organisierter Pflegekräfte aus dem Bereich der Krankenhäuser in einer Verkammerung fälschlicherweise eine Aufwertung des Pflegeberufs sehe, sollen tausende von Pflegenden, auch in der Altenpflege, dafür mehr Arbeitsaufwand und finanzielle Belastungen hinnehmen, kritisiert der Arbeitgeberverband Pflege.
„Frau Ministerin, legen Sie bitte alle Zahlen der Befragung offen und sagen Sie uns auch, wie die einzelnen Berufsgruppen abgestimmt haben“, so Präsident Thomas Greiner resümierend.
Die größten privaten Pflegeunternehmen in Deutschland und der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) haben sich im Jahr 2009 zum Arbeitgeberverband Pflegezusammengeschlossen. Der Verband vertritt die sozialen, wirtschaftlichen und tariflichen Interessen von über dreißig der namhaftesten Unternehmensgruppen der Pflegewirtschaft. Gemeinsam mit den über 7.500 Unternehmen im bpa repräsentiert er rund 240.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Verband setzt sich für eine zukunftsfähige Gestaltung der Pflege ein.