13. August 2013
Der Präsident des Arbeitgeberverband Pflege, Thomas Greiner, erklärte heute gegenüber der Presse in Berlin, etliche Interessengruppen, Parteien und Berufsverbände, forderten angesichts des sich drastisch verschärfenden Personalmangels immer vehementer umfangreiche Reformen. Vernünftige Ansätze für eine zügige Problemlösung blieben dabei ausgespart.
“Statt derzeit nicht finanzierbare Reformen zu fordern, sollte die gesamte Pflegewirtschaft, gemeinsam mit der Landes- und Bundespolitik, realistisch das Mögliche zügig umsetzen. Der Mangel an Pflegefachkräften lässt sich eher durch Kreativität, Sachverstand und Pragmatismus in den Griff kriegen, als durch dramatische Appelle. Ich bin davon überzeugt, daß wir 50.000 zusätzliche Arbeitskräfte, binnen 15 Monaten, einstellen können, wenn alle an einem Strang ziehen. Bund, Landesregierungen und Pflegeverbände hatten sich Ende 2012 auf eine „Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive in der Altenpflege“ verständigt. „Wenn die Umsetzung dieser weitreichenden und von Arbeitnehmern, wie Arbeitgebern gleichermaßen getragenen Vereinbarung nicht durch Behörden-Trägheit verschleppt würde, wäre der Fachkräftemangel nicht mehr so groß“, fasst Greiner zusammen. Folgende, innerhalb von 12 Monaten umsetzbare Eckpunkte, schlägt der Arbeitgeberverband Pflege vor.
Langjährige Hilfskräfte zum Fachabschluss führen
Pflegehilfskräfte, die länger als drei Jahre in der Altenpflege tätig sind, sollen über ein verkürztes Qualifizierungsverfahren zur Prüfungsreife des Fachabschlusses begleitet werden. Ungefähr zwei Hilfskräfte pro Pflegeheim (derzeit 12.500 Pflegeeinrichtungen in Deutschland) könnten somit zügig qualifiziert werden. Innerhalb von 15 Monaten stünden dann 25.000 zusätzliche Pflegefachkräfte zur Verfügung. Die Ausbildungs-Finanzierung wurde bereits geregelt.
Zusätzliche Betreuungskräfte entlasten die Pflegenden
Mit zwei Euro – pro Bewohner und Tag – ließen sich 25.000 zusätzliche Betreuungskräfte finanzieren, was eine Verdopplung der bisherigen Zahlen ausmachen würde. Diese könnten die Pflegekräfte spürbar entlasten und wären für die Bewohner eine absolute Bereicherung.Die Bezahlung muß nach dem Tarifvertrag „Mindestlohn in der Pflege“ geregelt werden. Die Kosten in Höhe von 500 Millionen Euro sollen durch den Bundeshaushalt, oder durch den Abbau von überbordenden Dokumentationskosten (derzeit mehr als 2,7 Milliarden Euro pro Jahr) finanziert werden.
Hoch- und Fachschulabschlüsse in der Pflege bundeseinheitlich anerkennen
Hoch- und Fachschulabschlüsse in der Pflege, ganz gleich ob in einem EU-Mitgliedsland oder in einem Nicht-EU-Staat erworben, müssen sofort anerkannt werden. Durch die Errichtung einer zentralen Anerkennungsstelle für Fachkräfte aus EU- und Nicht-EU-Staaten können bundeseinheitliche Anerkennungsregeln verabschiedet werden. Fachkräfte aus dem Ausland müssten somit nicht den komplizierten Weg über die einzelnen Anerkennungsstellen der Bundesländer nehmen. Unter den EU-Fachkräften aus allen Berufsgruppen, die seit Januar 2013 ein Anerkennungsverfahren in Deutschland durchlaufen haben, waren nur 173 Pflegefachkräfte (Quelle: ZAV) vertreten. Der hohe zeitliche Aufwand und der „Behörden-Dschungel“ der deutschen Bundesländer vertreiben gutausgebildete Fachkräfte aus EU-Staaten in andere Länder.
„Wenn wir in Deutschland den rasanten demographischen Wandel und die damit einhergehende Problematik der sich verschärfenden Fachkräfte-Situation in der Altenpflege wirksam in den Griff bekommen wollen, werden wir das nur durch lebensnahen Pragmatismus hinbekommen. Dieser geht uns jedoch allzuoft verloren. In der Pflege Tätige zügig qualifizieren, Pflegekräfte durch helfende Hände unterstützen und bundeseinheitlich ausländische Hoch- und Fachschulabschlüsse in der Pflege sofort anerkennen, das sollte unser vorrangiges Ziel sein. Ab Ende dieses Jahres werden die ersten von insgesamt 150 chinesischen Pflegefachkräften in Deutschland ihre Arbeit aufnehmen. Ein Pilotprojekt von uns, welches nach zweijähriger intensiver Vorbereitung nun starten wird. Daß das Berufsbild des Altenpflegers ein attraktiver Berufswunsch ist, zeigt sich daran, daß sich derzeit mehr als 56.000 junge Menschen in der Erstausbildung befinden und kaum ein Ausbildungsplatz unbesetzt blieb“, meint der Präsident des Arbeitgeberverband Pflege, Thomas Greiner.
Die größten privaten Pflegeunternehmen in Deutschland und der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) haben sich im Jahr 2009 zum Arbeitgeberverband Pflege zusammengeschlossen. Der Verband vertritt die sozialen, wirtschaftlichen und tariflichen Interessen von über dreißig der namhaftesten Unternehmensgruppen der Pflegewirtschaft. Gemeinsam mit den über 7.500 Unternehmen im bpa repräsentiert er rund 240.000 Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiter. Der Verband setzt sich für eine zukunftsfähige Gestaltung der Pflege ein.